Antje Majewski
Freisler

Wir haben die Reise gemacht, Agnieszka und ich, haben die Fähre genommen. Die Gischt, die Vögel. Über das Meer, es ist kälter hier.

Die Kugel rollt den Weg entlang. Die gekrümmte Straße führt zwischen den beiden Gärten bergan.
Freisler jätet Unkraut. Das Gras steht hoch.

Er hat uns nicht erwartet, er wusste nicht, dass wir kommen. Er weiß nichts mit uns anzufangen.

„Ist das Ihre Kugel?“

Die Sonne steht in der Mitte des Himmels, es ist heiß. Es gibt auch viele Mücken dieses Jahr.

„Czy to pańska kulka, panie Freisler?”

Freisler sieht uns über den Zaun hinweg an. Ich reiche ihm die Kugel. Er nimmt sie nicht an. Wir sagen:

„Wir werden hier nach nebenan siedeln, dieses Stück Land hier werden wir kaufen.“
“Osiądziemy tu niedaleko, kupimy tamten kawełek ziemi.”

Wir kaufen das Land, wir machen einen Kaufvertrag. Wir kaufen es und säen lauter Unsinn darauf, Pflanzen, die in diesem Klima nicht gedeihen können, und gießen sie aus einer tönernen Hand. Das Wasser haben wir mitgebracht, es kommt aus einem verborgenen Hydranten am Alex.

Wir stellen Bienenstöcke auf, deren Völker sich an Freislers Fensterscheiben setzen, den Honig von seinen Blumen sammeln.

Die Kugel legen wir in eine Dose aus wohlriechendem marokkanischem Wurzelholz und stellen sie als Geschenk vor sein Gartentor. Nach drei Tagen ist sie verschwunden. Freisler zeigt sich nicht mehr.

Wir säen Metallsamen aus, aus denen sich kleine Maschinen bilden. Die Samen suchen sich die Spurenelemente aus der Erde. Sie suchen sich selbst Eisen, Nickel, Kupfer, Silikate, sie tauchen auf aus der Erde und gewinnen Energie aus Photosynthesemodulen. Dann graben sie sich wieder ein und buddeln Tunnel durchs Erdreich. Eines dieser Maschinchen baut sich selbst zu einem Metalldetektor aus, der sich unter Freislers Zaun hindurch gräbt. Wenn es auftaucht, wirft es die Erde auf. Es sieht aus wie ein Maulwurfshügel.
Früher oder später wird es Freislers im Boden vergrabenes Präzisionsei finden.

Dann wird es das Ei einer anderen Maschine übergeben. Auf kleinen Raupenfüßchen gleitet sie an die Küste, überquert das Meer und apportiert das Ei.
Wir stecken es uns in die Tasche und fahren damit ins Restaurant im Fernsehturm hinauf.
Wir verstecken es unter einem der Tische, kleben es mit Paketklebeband von unten fest, während wir vorgeben, ein Schweinelendchen zu essen. Den Leuten, die sich an diesen Tisch setzen, wird seltsam wohlig, sie wissen nicht warum.

Wir kehren nicht mehr zu unserem Stück Land zurück, es ist uns egal, was daraus wird. So sind wir eben.

Freislers Tomaten wachsen nun besser, denn unsere Maschinen haben das Erdreich gelockert. Unsere Kugel nimmt er aus der Dose aus Wurzelholz und legt sie in den Bienenstock. Wer sie nun möchte, wird gestochen werden. Die Bienen schwärmen aus und sammeln den Honig von weither.
Auch unsere Pflanzen rettet er. Für die Ananas baut er ein Treibhaus. Statt einem Garten hat er nun zwei.