Stell dir vor, du befindest dich auf einer Ebene voll mit allen Dingen, die der Fall sind. Du wirst, nebst anderen Dingen, eine Buddha-Hand-Zitrone finden, die als Talisman dient; Pferde mit wallenden Mähnen am Ufer der Kaspischen Meers bei Sonnenaufgang; ein Boot auf einem Fluss; Schokoladenmühlen; eine Blumenvase mit einem Strauß Mohnblumen; einen Meteoriten aus der chinesischen Wüste; eine silberne Spinnwebe im Zentrum einer schwarzen Pyramide; ein Glas Whiskey; ein mit peruanischem Sand gefülltes Stundenglas; eine schöne Frau, die ein Kopftuch trägt; eine kleine Box mit Deckel mit der Aufschrift „Duncan, A. H., Mr., The Society for Psychic Research, 1939“; eine Gestalt, die von Stoff umhüllt wird, unter dem nur das Gesicht und eine Hand hervorschauen, beide von unheimlich blauer Hautfarbe; eine Ton-Hand, die als Teekanne dient, mit grünem Tee, der aus ihrer Fingerspitze fließt; mich; eine Milchorange; eine Serviette mit Lippenstiftflecken; einen Keuschheits-Keil; eine Muschel aus dem Meer zwischen Senegal und den Kapverdischen Inseln; ganz abgesehen von Soldaten, denen nur ein Bein geblieben ist, Cola-Flaschen, kastrierten Katzen und dem ganzen Rest.

All das liegt nun da draußen in der Sonne. Stell dir vor, dass es flach ist (das ist nur ein Trick, damit du verstehst). Wir sind jetzt in einem Gebiet namens „Flachland“. Menschen und Dinge können sich bewegen, aber nur, wenn sie sich umeinander bewegen. Sie können sich nicht emporrecken  oder übereinander steigen. Nun stell dir ein dreidimensionales Objekt vor, das diese Ebene durchquert. Es würde mit einem Bein, sagen wir, in die Flamingo-Gegend reichen, mit dem anderen in die Pinguin-Gegend. Niemand  könnte sich je vorstellen, dass diese beiden Beine zu einem mächtigen Körper gehören, der hoch über ihnen geht. Es könnte, beispielsweise, ein schwarzer Schwan von der Größe Schottlands sein.

Diese Beine könnte man als Einschusslöcher beschreiben. Die flache Welt könnte man als Aleph-Welt beschreiben. Sie ist das, was wir mit nur einem Auge sehen. Wenn du einige Augen mehr hinzufügst, die Pilgerreise nach Real de Catorce machst oder auf der Rückreise vom Mars einen Wub isst, könntest du vielleicht die Beta-Welt sehen.

ABER – du wirst nie die Gimel-Welt sehen können. Dort existieren nicht nur alle Dinge, die denkbar sind, in wie vielen Dimensionen auch immer, sondern auch all das Zeug, das unmöglich ist, kaum möglich oder höchst wahrscheinlich. Jedes Ereignis, das stattfindet, vereint Raum und Zeit in einer unendlichen Zahl von möglichen Kombinationen. Es mag ein Trost sein zu wissen, dass dich die Person, die du liebst, in der Gimel-Welt ebenfalls liebt. Aber es gibt auch eine Version, in der diese Person ein fettes Schwein ist, das anbietet, gegessen zu werden. Übrigens – das Wort „Schwein“ hat eine unendliche Zahl an Bedeutungen und wird auf unendlich viele Arten ausgesprochen. Wenn du den Schatten der Gimel-Welt erhaschst, weißt du, dass du nie sterben wirst, nur dass das leider in unserer Aleph-Welt nicht wirklich hilft.

Danke:
Geräusche: Jaro Straub, Real Morning (Quatorce), Mexico 2008
Text: Edwin Abbott Abbott, Jorge Luis Borges, Adam Budak, Sebastian Cichocki, Philip K. Dick, Marcel Duchamp, Momus/Nick Currie, Amy Patton, Jim Skuldt, Ludwig Wittgenstein, Michal Wolinski.

Soundfile, 3.29 min, 2009