Auf dem Lande verlor man mich im Gehölz oder ich lief den Tieren nach. Ich war nicht zu bändigen. Um keinen Preis wollte ich lesen lernen, doch ich zählte noch keine vier Jahre, da fühlte ich schon eine wahre Leidenschaft für das Zeichnen und beschmierte die weißen Wände, soweit ich sie erreichen konnte, mit meinen Skizzen.

Über meine ersten Versuche berichten, hieße die Geschichte aller Künstleranfänge wiederholen; ich unterlasse es deshalb lieber.

Als junges Mädchen vergeudete ich meine Zeit mit exzessiven Fragen und exzentrischen Nichtigkeiten. Es gibt eine Zeit, wo man sich ganz naiv zu allem fähig fühlt.

Ich bin auf der Suche nach einem Metier, das nicht mehr existiert. Ich will Technik, handwerkliches Können, Simplizität und guten Geschmack. Als ich nach Italien kam, sah ich plötzlich in all den Museen die Gemälde italienischer Meister des 15. Jahrhunderts. Ich war begeistert. Und ich fragte mich, warum sie mir so gefielen. Weil sie so klar waren, so sauber. Ich male klar und sauber – und das ist der Grund für meinen Erfolg. Unter hunderten von Gemälden kann man meine sofort erkennen. Die Galerien hängen meine Bilder in die besten Räume, immer ins Zentrum, weil meine Malerei die Menschen anzieht. Sie ist sauber; sie ist vollendet.

Ich genieße es, wenn man mir sagt, meine Bilder seien perverser Ingres.

Besonders wichtig in jedem Beruf und ganz gewiss in der Kunst ist es, einen guten “Start” zu haben, und dann ist alles gut. Diese Schwierigkeit ist so groß und anhaltend, daß wir die Fähigkeit besitzen müssen, von unserem Erfolg zu träumen, ja an ihn zu glauben, damit wir eine so steinige Karriere durchstehen konnen.

Ich rauche drei Schachteln Zigaretten pro Tag und schlucke nachts Unmengen von Schlaftabletten. Die Tage sind einfach zu kurz. Manchmal gehe ich abends aus, komme um zwei Uhr morgens nach Hause und arbeite bis sechs bei schlechtem Licht.

Ich habe ein Ziel, und ich habe einen Plan. Nach jedem zweiten verkauften Bild werde ich ein Armband kaufen, bis die Diamanten und Juwelen vom Handgelenk bis zum Ellebogen reichen.

Man muß schon eine große Begeisterung für seine Kunst haben, um in diesem grässlichen Milieu und unter diesen plumpen Leuten leben zu konnen.

Ich bin nur an den Besten interessiert.

Ich habe eine ganz schwarze Perücke auf und meine Augenbrauen sind ebenfalls geschwärzt.

Ganze Nachte kann ich bei dem Gedanken an ein Bild oder eine Statue schlaflos verbringen; nie hat der Gedanke an einen hübschen Mann dasselbe bewirkt.

Ich lebe hier glücklich, fern von der Welt, empfange den Besuch einiger intimer Freunde und arbeite, so gut es geht.

Ich führe das Leben eines Bauern; ich stehe früh auf und gehe spät zu Bett. Morgens mache ich frühzeitig einen Spaziergang im Garten mit meinem Hund. Um 9 sitze ich an meiner Staffelei und arbeite bis 11 1 / 2 Uhr, dann frühstücke ich sehr frugal, rauche eine Zigarette und werfe einen Blick in die Zeitungen.

Alles was ich besitze, verdanke ich der Arbeit meiner Hände und meinem eigenen guten Geschmack.

Wäre ich vollkommen glücklich, ich würde vielleicht nicht gearbeitet haben.

 

Zitate: Rosa Bonheur, Marie Bashkirtseff, Lousie-Catherine Breslau, Tamara de Lempicka
In: Starship, Nr. 3, Winter 2000

 

Antje Majewski Pastiche, 2000

Antje Majewski
Pastiche, 2000